Der junge Osric ist ein Findelkind, das irgendwann bei Abbotsend, einem englischen Dorf, gefunden wird. Niemand weiß etwas über seine Herkunft.Er lebt um das Jahre 800 nach Christus ein einfaches Leben in diesem kleinen Dorf, bis zu dem Tag, an dem Nordmänner an der Küste landen. Während die Nordmänner nur handeln wollen, lassen sich die Angelsachsen auf einen Angriff ein. Die Bewohner des Dorfes werden von den Nordmännern niedergemetzelt. Nur Osric wird verschont, weil ihm wie dem nordischen Allvater Odin ein Auge fehlt. Er und sein Lehrmeister werden verschont, er erhält den Namen Raven Blutauge und müssen die Nordmänner auf ihren weiteren Abenteuern in England begleiten. So entdeckt Osric inmitten der Nordmänner eine neue Welt. Wildes Kriegertum, Abenteuerlust, die Aussicht auf ein besseres Leben und die Anbetung alter Götter, Kampf um des Ruhmes und des Sterbens willen stehen in krassem Gegensatz zu den Prinzipien der christianisierten Engländer. Zu seiner eigenen Überraschung versteht er die nordische Sprache problemlos. In Jarl Sigurd, dem Anführer der Nordänner, findet er einen weiteren Mentor. Osric findet zunehmend Gefallen am Leben der Wikinger und gewinnt zunehmend deren Respekt. So schließt er sich den wilden Kriegern auch an, als es einen mehr als ungewöhnlichen Auftrag zu erfüllen gilt, der allerdings mit Silber, Ruhm und Ehre lockt. Wird er vielleicht sogar das Geheimnis um seine Herkunft aufdecken können?
Der Erfolg der Sigurd-Saga von Giles Kristian beschert nun auch den deutschen Lesern seine im Vorfeld veröffentlichte Raven-Saga. So handelt es sich bei der Sigurd-Saga um das Prequel zu dieser nun ebenfalls gestarteten Buch-Reihe, denn auch hier spielt der von Odin begünstigte Jarl Sigurd eine tragende Rolle und baut zum jungen Osric eine enge Bindung auf, in der es um Ehre, Treue und Loyalität geht.
Man muss die Sigurd- Saga nicht gelesen haben, um diese neue Geschichte zu verstehen. Wenn man es aber hat, dann macht die ganze Geschichte noch mehr Spaß. Denn man trifft auf fast alle alten Bekannten aus Sigurds Mannschaft. Es ist als ob man alte Freunde wieder trifft. Der rauhen Herzlichkeit der Nordmänner kann man sich kaum entziehen. Diese Form der Kameradschaft ist heutzutage selten, spricht den modernen und anonymen Menschen des digitalen Zeitalters aber umso mehr an.
Wie schon in der Sigurd- Saga ist die Sprache des Autoren plastisch, deftig, direkt und männlich- rauh. Er entwirft spielerisch farbige Bilder und der Leser hat das Gefühl, stets im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. Man sieht und riecht das Blut, den Schweiß und Tränen förmlich. Trotzdem ist man froh nicht mehr in dieser gewaltbereiten und teilweise gesetzlosen Zeit zu leben. Wobei gesetzlos hier meint, dass sich einfach der Stärkere durchsetzt. Die Story ist geradlinig und wird schnell vorangetrieben. So bleibt die Spannung hoch. Trotzdem gibt es immer wieder überraschende Wendungen. Die ganze Geschichte ist somit weder platt noch eindimensional. Ganz im Gegenteil.
Wer auf historische Romane und das Zeitalter der Wikinger interessiert, wird auch an dieser Geschichte nicht vorbeikommen. Sie ist sehr lesenswert und garantiert mehrere spannende Stunden Lesespass. Zumal man einfach wissen will, warum der junge Osric die Sprache der Nordmänner versteht. Auch dieses Geheimnis wird gelüftet. Die Raven- Saga kann nur empfohlen werden.
Erhältlich als Taschenbuch und e-book
Erschienen im Heyne Verlag
Veröffentlicht am 10. April 2018
ISBN: 978-3453471627
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